Ganz einfach: Das wichtigste Gebot
Georg Plank

Ganz einfach: Das wichtigste Gebot

Die Frage nach dem wichtigsten Gebot ist ein Lehrbeispiel für konstruktive Vereinfachungen. Im jüdischen Talmud wird bekanntlich die Zahl der in der Tora enthaltenen Regeln mit 613 beziffert, diese „Mitzwot“ teilen sich auf in 365 Verbote (eines für jeden Tag) und 248 Gebote (der Zahl der damals bekannten Knochen im menschlichen Körper – die Zahl 613 zielt somit auf die Fülle ab). Die exakte Anzahl zur Zeit Jesu ist zwar schwer feststellbar. Entscheidend ist, dass er mit der Zusammenführung zweier ursprünglich getrennter Gebote zum Doppelgebot der Liebe eine unmissverständliche und auf alle Situationen anwendbare Regel schafft. Niemand kann sich ab diesem Zeitpunkt darauf ausreden, sich ob der Fülle und Komplexität der Gesetzesmaterie nicht auszukennen oder diese nicht richtig zu verstehen. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist ab sofort die absolute Messlatte. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten, wie Jesus betont. Hiermit gibt es ein einfaches Kriterium für alles, was Menschen und Kirchen tun.

Man könnte nun einwenden: Ja, aber es sei trotzdem höchst kompliziert und oft auch unrealistisch zu sagen, was Liebe konkret bedeutet, wie sie sich in tagesaktuellen Entscheidungsprozessen auswirkt oder bei knallharten Fachfragen umgesetzt werden soll.

Ich vermute, dass es dem in der Bibel genannten unbekannten Fragesteller ähnlich erging. Der wollte sich rechtfertigen und fragte nach: „Und wer ist mein Nächster?“ (Lukas 10,39) Man könnte sagen: Der Rest ist Geschichte. Denn die nun folgende Erzählung vom barmherzigen Samariter hat wohl eine in der gesamten Weltliteratur einzigartige Wirkungsgeschichte entfaltet, weit über die Menschen hinaus, für die die Bibel eine Quelle göttlicher Offenbarung darstellt.

Auch dieses Narrativ beweist, wie gerade in komplexen Situationen durch Vereinfachung ein heilvoller Weg gefunden werden kann. Beachten Sie dabei, dass Jesus die Frage umdreht und den Gesetzeslehrer fragt: „Wer hat sich zum Nächsten des Überfallenen gemacht?“

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Georg Plank·Vor über 0 Jahren ·2 min. Lesedauer
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Ein Kommentar
  1. Dieses Doppelgebot Jesu ist tatsächlich klar formuliert und das Gleichnis des barmherzigen Samariters verdeutlicht, was Jesus unter Nächstem meint.
    Aber was ist „Liebe“? Kann Hilfe, „Liebe“ nicht auch übertrieben werden?
    Jemanden durch „Liebe“ zu sehr an sich binden, kann auch schaden.
    Wie fühlte sich der Samariter?
    Vielleicht in ewiger Schuld dem Retter gegenüber?

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