Pastoralinnovation Bonustext
Georg Plank

Erfolgsbeispiele der Kirchengeschichte

Immer wieder wurden Persönlichkeiten verehrt und zur Ehre der Altäre erhoben, die besonders erfolgreich waren. Oft hatte ihr Wirken aus menschlicher Sicht mengenmäßig überdurchschnittliche, manche meinen übermenschliche – also aus Glaubensperspektive göttliche –, Wirkungen zur Folge.

Ich verdeutliche dies mit einigen Beispielen, die mit ihren schieren Zahlen beeindrucken. Wie lässt sich etwa erklären, dass der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux im 12. Jahrhundert unter für heutige Verhältnisse unvorstellbaren Rahmenbedingungen mehr als 1500 theologische Werke verfasste, in scheinbar unlösbaren kirchenpolitischen Konflikten vermittelte und nebenbei in fast ganz Europa neue Abteien gründete? Oder die Vinzenzgemeinschaft, die mit etwa 60.000 Vinzenzkonferenzen und einer Million Mitgliedern die größte ehrenamtliche, katholische Laienorganisation der Welt ist? Wie kam das zustande? 1833 gründete der Student Frédéric Ozanam die erste Gruppe, man könnte sagen eine Art Caritasbruderschaft, beseelt von dem Wunsch, inmitten der untragbaren sozialen Verhältnisse der Pariser Arbeiterschaft für die Ärmsten da zu sein. Zwanzig Jahre später starb er. Da gab es bereits über 1000 lokale Vinzenzgemeinschaften – gegründet ohne Telefon, Internet oder schnelle Mobilität! Oder ein Beispiel aus dem 20. Jahrhundert: Die junge Italienerin Chiara Lubich gründet mitten im 2. Weltkrieg eine Bewegung, die über alles Trennende hinweg die Bedeutung der Einheit in den Mittelpunkt stellt. Diese Fokolarbewegung zählt derzeit etwa 140.000 Mitglieder in 182 Ländern. Zwei Millionen Menschen stehen mit ihr in Kontakt oder unterstützen einzelne Projekte. Die gesellschaftlichen Aktivitäten der Bewegung bündeln sich in der Nichtregierungsorganisation New Humanity, die mit Konsultativstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen der UNO akkreditiert ist. Mit der Araberin Margaret Karram als dritter Präsidentin wird die Internationalität dieser Bewegung betont.
Denken Sie auch an die im Rekordtempo selig- und heiliggesprochene Mutter Teresa von Kalkutta (heute offiziell Kolkata genannt). Die 1910 im heutigen Skopje (damals Teil des osmanischen Reiches) geborene Albanerin fing 1946 in Indien ganz allein damit an, den Ärmsten zu dienen. Als sie 1997 starb, bestand die von ihr gegründete Gemeinschaft der Missionar:innen der Nächstenliebe aus etwa 3000 Ordensschwestern und mehr als 500 Ordensbrüdern, die in 710 Häusern in 133 Ländern der Erde tätig waren. Sie wurde in Indien mit einem Staatsbegräbnis beerdigt und nach dem kürzesten Verfahren der Neuzeit 2003 seliggesprochen. Die Heiligsprechung erfolgte 2016 als einer der Höhepunkte des Jahres der Barmherzigkeit. Welchen Status diese kleine katholische Ordensfrau im Riesenreich Indien hat, bekam ich im Rahmen einer Missio-Studienreise im südindischen Bundesstaat Kerala mit. Ich sah ich bei einem kommunistischen Bezirksbüro einen hinduistischen Schrein, darin die Darstellung einer Göttin. Ihr Name: Mutter Teresa! Was in einer westlich exklusivistischen Logik unmöglich scheint, ist im inklusiven Denken asiatischer Traditionen absolut einleuchtend: Denn in dieser Frau hat sich das Göttliche offenbart.

Oder denken Sie an die Laienbewegung Sant`Egidio. 1968 von Schüler:innen und Student:innen im ärmlichen römischen Stadtteil Trastevere gegründet, engagieren sich in dieser Bewegung heute schätzungsweise mehr als 50.000 Menschen weltweit für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde. Bei Problemen und Konflikten, wo viele Initiativen Forderungen erheben oder maximal demonstrieren, packen die Mitglieder von Sant`Egidio einfach an, bauen an tragfähigen Beziehungen und entwickeln hochkompetente und wirkungsvolle Programme. Die Kraft dafür beziehen sie aus dem Gebet und dem Wort Gottes. Ob es der glaubwürdige Einsatz für Flüchtlinge ist oder die Bekämpfung von HIV/Aids in Afrika oder friedensstiftende Initiativen in Kriegsgebieten – es ist unglaublich, welche Erfolge diese relativ kleine und aus menschlicher Sicht unmächtige Gemeinschaft bereits verbuchen konnte. Nicht zuletzt war es auch ihr beharrlicher und jahrelanger Kampf gegen die Todesstrafe, der zu einer Mehrheit für ein Moratorium der Todesstrafe in der UNO-Vollversammlung führte, einer Forderung, der sich Papst Franziskus Ende 2018 anschloss.

Pastoralinnovation - das Buch

"Ich habe dieses Buch für alle geschrieben, die Kirche an alten und neuen Orten innovieren wollen - mit vielen konkreten Beispielen, erhellenden Hintergründen und überraschenden biblischen Inspirationen - in leicht verständlicher Sprache und nicht ohne Humor! Geeignet für haupt- und ehrenamtliche Engagierte, für alle Interessierten an christlich inspirierter Innovation und für alle, die als distanzierte Kritiker:innen Interesse daran haben, dass Kirchen die Gesellschaft glaubwürdig und positiv mitgestalten." - Georg Plank

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