Mit bloßen Händen berührt
Georg Plank

Mit bloßen Händen berührt

Als Marianne Stöger und Margit Pissarek 1962 als frisch ausgebildete Krankenschwestern auf die südkoreanische Insel Sorok kamen, trafen sie auf nackte Not. Während der 35-jährigen japanischen Besatzungszeit wurden an Lepra erkrankte Menschen auf diese Insel verbannt, wo sie einer systematischen Ächtung ausgesetzt waren. „Die Kranken hatten unterwürfig zu sein, Schläge standen an der Tagesordnung, auch Zwangsabtreibungen und Sterilisationen. Es brauchte Jahrzehnte, um das zu ändern“, erzählen die mittlerweile pensionierten Frauen, die einer kleinen katholischen Gemeinschaft angehören. Den beiden mutigen Frauen ist eine Revolution der Menschlichkeit gelungen, die bis heute nachwirkt. In Südkorea genießen sie regelrecht einen Kultstatus. Nach vielen Auszeichnungen wurde ihnen 2018 die koreanische Ehrenstaatsbürgerschaft verliehen und eine internationale Initiative schlug die „Engel mit den blauen Augen“ sogar für den Friedensnobelpreis vor.

Was haben sie in der Pflege der zwangsübersiedelten Leprakranken so anders gemacht? Ernüchternd schlicht fällt die Antwort aus: Die jungen Krankenschwestern verbesserten die Qualität der Pflege und sorgten sich um die „Aussätzigen“, indem sie ihnen vorbehaltlosen Respekt entgegenbrachten. Die Erfahrung der Kranken, mit bloßen Händen angefasst und als gleichwertige Menschen gesehen zu werden, veränderte alles. Sie haben den Kranken die Menschenwürde zurückgegeben.

Impulsfrage: Bin ich berührbar? Und zeige ich anderen durch zärtliche Berührung, dass ich sie schätze und gern habe?

Quelle: „Dein Herz ist gefragt: Spirituelle Orientierung in nervöser Zeit“ Seite 165, Herder Verlag, 2. Auflage 2023 von Bischof Hermann Glettler

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