Georg Plank

16.03.22: Neue Apfelbäume

Wenn man Erfolgsbeispiele für Wachstum studiert, kann man bei aller Unterschiedlichkeit gemeinsame Merkmale feststellen. Das betrifft sowohl kirchliche als auch profane Bereiche und Initiativen. So steht am Beginn meist ein*e Gründer*in. Das sind in der Regel Menschen mit einer starken Vision dazu, wie ein konkretes Problem gelöst, ein realer Missstand beseitigt oder ein schmerzhaftes Leiden gelindert werden kann.

Gründer*innen nehmen die Gegenwart intensiv, umfassend und ehrlich wahr, sie denken zugleich aber weit voraus. Sie wollen etwas Dauerhaftes schaffen, etwas, was ihre Lebens- und Schaffenszeit übersteigt. Das führt dazu, dass sie sich von Anfang an bemühen, Mitstreiter*innen um sich zu sammeln. Dann achten sie konsequent darauf, dass ihr Gründungsprojekt nicht von Einzelpersonen abhängig wird, auch nicht von ihnen selbst. Die dritte Gemeinsamkeit halte ich für die wichtigste, weil sie im kirchlichen Kontext sehr selten angestrebt wird. Es handelt sich um das Prinzip der Multiplikation. Gründer*innen streben nicht nur Wachstum als bloße Addition an, als Größerwerden ihrer Gründung, sondern sie agieren im Sinne von Multiplikation. Bei vielen erfolgreichen Unternehmen konnte man beobachten, dass sie relativ lange kaum gewachsen sind. Erst nach einem „Anlauf“ von mehreren Jahren, wo sie durch „trial and error“ gelernt haben, worauf es wirklich ankommt, sind sie „abgehoben“ und erfolgreich geworden.

Die „Natürliche Gemeindeentwicklung“ hat in ihren empirischen Forschungen festgestellt, dass dieses Prinzip der Multiplikation eines der zentralen Merkmale eines gesunden Systems darstellt. Um es mit einem bekannten, aber wenig beachteten Bild zu illustrieren: Das Ziel eines Apfelbaums sind nicht Äpfel, sondern neue Apfelbäume!

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation

Tipp: NGE Deutschland


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2 Kommentare
  1. Im Begleitschreiben zu diesem Blog schreibt Georg Plank über die Karlich-Show. Ich habe sie als Redakteurin zumindest im Vorbeigehen am laufenden TV-Gerät in der Redaktion oft angeschaut, weil sie so ganz bei den Leuten ist. Und ich habe immer gesagt, dort sollen engagierte Katholikinnen und Katholiken auftreten (nur nicht bitte ich, da bin ich zu feig!). Mit der Karlich-Redaktion hatte ich manchmal zu tun und ich habe immer meine Wertschätzung ausgedrückt, was mit Freude – zugleich mit Verwunderung – aufgenommen wurde. Vermutlich erleben diese Kolleginnen und Kollegen, was ich erlebte: Wenn ich sagte, dass ich die Karlich-Show schätze, auch wenn ich sie nicht regelmäßig sehe und sich mir manchmal bei den Äußerungen der Teilnehmenden der Magen umdreht, hörte oft: Na bitte, das ist doch das Letzte! So ein Hochmut! Und Hochmut ist angeblich eine Todsünde.

  2. Was aber, wenn der/die vorerst begeisterten und engagierten Multiplikatoer*innen irgendwann die Freude an der Initiative verlieren?
    Soll der/die Initiator*in (Gründer*in) nochmals starten oder erkennen, dass es die falsche Initiative oder die falsche Zeit ist?
    Meinungen dazu würden mich sehr interessieren!

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