Wenn Mobilität zur Metapher wird
Georg Plank

Mobilität in den Niederlanden und Umgang mit Komplexität

Mobilität in den Niederlanden ist Vorbild für eine innovative Pastoral in komplexen Verhältnissen. Wenn die Zeit reif ist für geistvolle Innovationen, dann geht es um ein neues Mindset. Entdecken Sie in der aktuellen Blogstaffel, wie die niederländische Mobilitätskultur als Inspiration für eine offene, inklusive und zukunftsfähige Kirchengemeinschaft inmitten komplexer Verhältnisse dienen kann.

Wenn Mobilität zur Metapher wird

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum manche Gemeinschaften es schaffen, tatsächlich alle Menschen willkommen zu heißen und einzubinden, während andere es nicht vermögen? Diese Frage beschäftigte mich während unserer diesjährigen Sommerreise in die Niederlande intensiv.

Mit unserem Fahrrad-Tandem, unserem betagten VW-Bus und öffentlichen Verkehrsmitteln erkundeten wir ein Land, das in Sachen Mobilität ein beeindruckendes Konzept verfolgt: Nicht die Stärksten bestimmen die Regeln, sondern ein System, das möglichst allen gerecht wird. Diese Erfahrung wurde für mich zu einer kraftvollen Metapher für die Entwicklung und Zukunft kirchlicher Gemeinschaften und Organisationen inmitten komplexer Verhältnisse.

Was die niederländische Mobilitätskultur auszeichnet

In den Niederlanden hat seit den 1970er Jahren ein grundlegender Wandel stattgefunden: Weg von der „autogerechten Stadt“ hin zu einer „menschengerechten Mobilität“.

Was bedeutet das konkret?

  • Gerechte Verteilung des öffentlichen Raums für alle Verkehrsteilnehmer:innen
  • Bauliche Maßnahmen, die rücksichtsvolles Verhalten fördern und sanft erzwingen
  • Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer:innen durch intelligente Infrastruktur (bis dahin starben durchschnittlich jeden Tag zehn Menschen, darunter ein Kind, im Verkehr)
  • Inklusive Gestaltung, die niemanden ausschließt

Die Folge: Menschen aller Altersgruppen, mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen können sich sicher und selbstbestimmt im öffentlichen Raum bewegen. Es ist nicht mehr eine Frage der individuellen Moral oder des Wohlverhaltens der Stärkeren, sondern ein System, das Rücksichtnahme strukturell unterstützt.

Weltweit gibt es viele Beispiele dafür, dass die Gestaltung von Mobilität viel mit dem Verständnis zu tun hat, wie sich Gesellschaften organisieren, wie alle Betroffenen zu beteiligenden Prozessen einbezogen werden können und wie ein gutes Miteinander unterschiedlicher Gruppen gelingen kann.

So kann Mobilität als Metapher dafür dienen, wie sich auch Kirchen entwickeln können. Ob lokale Gemeinden oder große Institutionen, ob geistliche Bewegungen oder caritative Initiativen: Es geht immer auch darum, wie gemeinsame Ziele definiert und verfolgt werden, wie Entscheidungsprozesse partizipativ gelingen können und welche strukturellen Rahmenbedingungen die Kernwerte aktiv unterstützen.

Das halte ich deshalb für essenziell, weil oft die „organisationale Körpersprache“ die eigenen Werte konterkariert und somit die gesamte Organisation unglaubwürdig und wenig attraktiv macht. Noch so aufwändige Prozesse und ausgeklügelte Pastoralkonzepte können konkrete Rücksichtnahme, Empathie und Freundlichkeit weder „erzeugen“ noch ersetzen.

Was es dazu braucht, lässt sich meiner Meinung nach auch von der niederländischen Mobilitätswende lernen. Freuen Sie sich auf eine spannende Blogstaffel und teilen Sie Ihre Erfahrungen, Meinungen und Ideen mit allen Leser:innen!

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