Und er sah.
Georg Plank

Und er sah.

Viele Begegnungen, bei denen die Sendung Jesu deutlich und konkretisiert wird, nehmen mit diesem Satz „und er sah“ ihren Anfang. Sehr schnell wird dabei klar, dass es um mehr geht als eine optische Wahrnehmung, obwohl auch diese bemerkenswert umfassend ist. Denn offensichtlich hat Jesus tatsächlich nicht nur stur geradeaus, sondern auch links und rechts geblickt, sonst hätte er zum Beispiel den kleinwüchsigen Zachäus nicht auf dem Maulbeerbaum sitzen gesehen. Aber wir werden sehen: Sehen hat noch weitere Bedeutungen!

Innovationen nehmen oft in einer geweiteten Sichtweise, in einer umfassenderen Wahrnehmung der Wirklichkeit ihren Anfang. Während viele Menschen auf ein Problem oder ein Defizit fixiert sind, nehmen Innovatoren:innen dieses spezifische Problem zwar wahr, aber darüber hinaus das ganze Drumherum, die Rahmenbedingungen und die Geschichte einer Situation. Sie schauen auch dorthin, wo vielleicht keine lineare logische Lösung zu erwarten ist, aber wo in Analogie und gleichnishaft der eine oder andere konstruktive Impuls auftauchen könnte. Ihre äußere und innere Beweglichkeit ermöglicht es ihnen, weiter und tiefer zu blicken. Damit schaffen sie die Voraussetzungen dafür, dass sowohl erwartbare Lösungen als auch unerwartete Entwicklungen in den Blick kommen und realisiert werden können.

Auch dafür kann Jesus als Vorbild dienen. Denn auch er nimmt zum Beispiel den Zöllner Zachäus sowohl optisch wahr, dann aber auch gesamtheitlich, also seine ganze Existenz, seine soziale Stellung, seine Geschichte und sein Haus, in das Jesus als Gast einkehrt.

Von uns Menschen sagt man, dass unsere Augen ein Spiegel der Seele sind. Wenn wir einander in die Augen schauen, können wir zumindest ein Stück weit das Unsichtbare uns der Person wahrnehmen. Ist das nicht wunderbar? Und das trifft wohl auch für unsere tiefe evolutionäre Verbundenheit mit der Tierwelt zu.

Ein solcher vertiefter Blick auf einzelne Menschen und soziale Systeme lässt sich nicht durch ausgeklügelte Marktforschung ersetzen. Sie kennen wahrscheinlich das berühmte Beispiel von Henry Ford. Wenn man die Leute gefragt hätte, hätten sie sich komfortablere Kutschen gewünscht, mit besserer Federung und stärkeren Pferden. Niemand hätte an ein Automobil gedacht.

So ist es auch mit Innovationen im sozialen, kirchlichen und geistlichen Bereich. Die großen Gründer:innen der Kirchengeschichte waren mit diesem umfassenden Blick Jesu gesegnet. Sie haben so erkannt, was „hic et nunc“, also in der konkreten Lage, gefragt und notwendig ist.

Jeder hat die Möglichkeit, diesen Blick im konkreten Alltag einzuüben. Bei der Arbeit, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Lebensmittelgeschäften oder über den Nachbarzaun. Ab sofort können Sie Ihren Blick weiten und vertiefen. Und Sie werden merken, wie schnell sich eine Situation zum Positiven wenden kann bzw. ein Mensch, den Sie zu kennen glaubten, in neuem Licht erscheint.


Alle Fotos der aktuellen Blogserie stammen vom bisher leistungsstärksten Weltraumteleskop, dem James Webb Teleskop. Es startete am 25. Dezember 2021 und erreichte zum 24. Januar 2022 eine Umlaufbahn um den etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Lagrange-Punkt. Mehr unter https://www.youtube.com/watch?v=nS0HZdPshmg

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Gründer Georg Plank veröffentlicht wöchentlich Impulse für mehr Innovationen in christlichem Spirit und freut sich über zahlreiches Feedback. In Zukunft planen wir weitere Blogs durch unsere Referenten und Ecclesiopreneure.

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