Georg Plank

09.02.22: Erfolg wollen

Kennen Sie Sätze wie: „Es kommt nicht auf die Zahlen an“, „Erfolg ist keiner der Namen Gottes“, oder „Das Entscheidende lässt sich nicht messen“? Ich hatte immer schon ein ambivalentes Verhältnis zu solchen Aussagen. Denn ehrlich gesagt, habe ich mich immer schon über quantitative Erfolge gefreut. Ob vor vierzig Jahren zwanzig oder zweihundert Jugendliche unserer Einladung zur Jugendmesse folgten, machte schon einen Unterschied. Später, als ich diverse Funktionen auf Diözesanebene ausübte, erlebte ich: Je höher ein Kirchengremium hierarchisch angesiedelt war, desto schneller kam nach einer Veranstaltung oder Aktion die Frage: Wie viele sind gekommen? Skurriler Weise gierten gerade diejenigen nach Zahlen, die sich immer besonders „geistlich“ zu gerieren pflegten.

Bei diversen Debatten über Veränderungen und Reformen sparten sie nämlich selten mit Vorwürfen wie „Man kann die Kirche nicht managen wie eine Firma“ oder „Die wahren Erfolge sind unsichtbar!“

Diese Diskrepanz zwischen der Annahme, geistliches Tun habe primär nichts mit Erfolg zu tun, und der Sehnsucht nach auch messbarem quantitativem Erfolg fand ich also immer schon provozierend. Sie ist mir immer wieder begegnet, auf allen Ebenen und in allen Handlungsfeldern, bei Ehren- und Hauptamtlichen, bei Priestern und Laienchrist*innen, und vor allem auch bei mir selbst.

Wie ist das also? Darf man sich Erfolg, auch quantitativen Erfolg, als Christ wünschen? Soll man ihn anstreben? Meiner Meinung nach unbedingt, aber die Frage ist: unter welchen Bedingungen?

Dr. Georg Plank, Pastoralinnovation


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8 Kommentare
  1. Ich bin einer, dessen (Berufs)-Leben von Zahlen, Erfolgkennziffern, KPI’s geprägt war.
    Aber meistens wusste ich, welches Tun und welches Ziel hinter diesen Zahlen steckte.
    Und das leuchtet auch herüber in die nachberufliche Zeit, ins kirchliche Ehrenamt.
    Die Denke und den persönlichen Zugang kann man (vermeintlich) verändern.
    Aber das Image in seiner Umgebung (Pfarre) wird man nicht mehr los.
    Ein klassisches aber differenziertes Beispiel, wo es gilt Erfolg zu messen, ist der „Kirchenbesuch“. Da sind die Zahlen fast überall grotenschlecht.
    Andererseits macht das Messen vom „digitalen“ Kirchenbesuch – ich meine damit Zugriffszahlen auf Pfarrwebseite oder von der Pfarre initiierte Videos – schon Sinn.
    Und da hab ich jetzt gut 2 Jahre Erfahrung damit.
    Was ich sagen kann, Initiativen die eine erwartete Qualität haben, die Leute wo mitmachen lassen und „gut gestützt und verteilt“ werden, finden reges Echo. Die Situation während der Lockdown-Phasen waren hierfür ein „Segen“.
    Beispiel: Ein Kasperltheater der „Spiegelgruppe“ – aus Verlegenheit wegen Lockdown vom Pfarrsaal ins Internet verlegt, brachte dort 50 % Besucher als, wäre man im Pfarrsaal geblieben.
    Aber es ist richtig: Man braucht Erfolg und muss darauf auch hinarbeiten.
    LG aus Nußbach in OÖ

  2. Wie würde es wohl Paulus sehen? Manchmal war es ein Scheitern wie auf dem Areopag, manchmal nur einige Frauen am Fluss, die ihm zuhörten – Ich glaube Paulus hätte Erfolg nicht punktuell gemessen und auch nicht auschließlich nur auf sich bezogen. Der/Die eine sät, der/die andere erntet … Prozess und Netzwerkwirkung sollten bedacht werden, wenn man über Erfolg seiner missionarischen Arbeit nachdenkt.

  3. Ich bin schon sehr dafür, den Erfolg zu messen. Aber ich übe mich auch darin nicht nur nach der Zahl zu schielen. Wenn ich mitbekomme, dass es für die Teilnehmenden einer kleinen Gruppe für ihre Glaubensentwicklung wichtig ist, übe ich mich darin dabei zubleiben und es wert zu schätzen. Bei manchen Großveranstaltungen über die die Presse berichtet, habe ich nachher das Gefühl, dass genau dies der größte (und einzige?) „Erflog“ war, weil es die Leute nicht verändert oder bewegt hat.
    Im Blick auf die Eucharistiefeier stimmt mich allerdings nachdenklich, dass immer weniger kommen, wir aber nicht die Konsequenz daraus ziehen etwas zu verändern …

  4. Vielen Dank, Herr Dr. Plank, für die Einladung, auch als katholisch sozialisierte, Kirche nur noch tangierende, sich den meisten christlichen Werten sehr verbundene Yogalehrerin ebenfalls zu Wort melden zu dürfen. Diese nehme ich hiermit gerne an (-:
    Für mich fehlt in der bisherigen Diskussion die Differenzierung zwischen quantitativem und qualitativem Erfolg. Pandemiebedingt ging die Anzahl meiner Teilnehmenden deutlich zurück. Ein wichtiger Aspekt, der sich sicht- und spürbar in Zahlen und deren Auswirkungen bemerkbar macht. Gleichzeitig werden die Rückmeldungen, die ich immer wieder bekomme, differenzierter und wie inniger. Es schimmert viel Dankbarkeit dadurch. Dies ist kein quantifizierbarer Erfolg, dennoch einer, der sich in meinem eigenen Empfinden von Sinnhaftigkeit widerspiegelt und mich diesen immensen Mehraufwand an Arbeit bei abnehmenden Zahlen im Großen und Ganzen gut durchtragen lässt.
    Wenn beides (wieder…) zusammen kommen wird, weil beides wichtig ist – das wird dann wie Neugeburt und Auferstehung.
    In diesem Sinne wünsche ich uns allen inner- wie außerkirchlich viel Erfolg.

  5. Quantität ist eine Messmöglichkeit von Erfolg. Wenn ich mich an Zahlen messen will von der Intention her, dann sind Zahlen die richtige Wahl. Erfolg hat mehr Seiten als nur Zahlen oder nur Geistliches. Ich möchte mir vorher überlegen, wann ich für mich erfolgreich sein will und dann tritt er ein oder nicht. Oft ist man auch ganz unerwartet erfolgreich auf unterschiedlichen Ebenen. Also Quantität ist ein Erfolgsfaktor auch für mich, aber er ist einer von mehreren.

  6. Quantität und Qualität müssen stimmen. Das ist wie in die Höhe bzw. Tiefe und in die Breite wachsen zu wollen. Das sollten wir uns als Geistliche auch eingestehen.
    Statt nur weil die Zahlen nach unten gehen, von der Qualität zu faseln.
    Jesus spricht den Einzelnen an (verlorene Schaf), damit ist wohl nicht gemeint, dass er nur einen retten will…

  7. Erfolg? Unbedingt! Die Frage ist, wie messe ich ihn. Ausschließlich auf die Zahlen zu schauen, ist mit Sicherheit nicht genug. Jede Gruppe, jede Organisation usw. muss sich, bevor der Erfolg gemessen wird, erst über die Kriterien verständigen. Und genau das scheint in unserer Kirche momentan das Problem zu sein. Schaffen wir es, eine halbwegs gemeinsame Zieldefinition zu formulieren? Wer beobachtet hat, wie die Ergebnisse der letzten Sitzung des synodalen Weges in Frankfurt in den Netzwerken zerredet wurden, sieht wie komplex die aktuelle Situation für die katholische Kirche ist. Klar ist für mich, dass jede Form von Schubladendenken hier nicht angesagt ist. Entweder geht es gemeinsam oder gar nicht. Die Menschen haben dafür mittlerweile ein gutes Gespür.

  8. Menschlich gesehen ist „Erfolg kein Namen Gottes“.
    Welchen „Erfolg“ hatte Jesus?
    Von den „Auserwählten“ 12 leugnete sogar Petrus, der Fels, die Zugehörigkeit.
    Welchen „Erfolg“ hatte Paulus mit seiner Mission?
    Haben die christlichen Kirchen heute Erfolg? Wo? Wie?
    Die christlichen Kirchen gibt es seit über 2000 Jahren.
    Welche „Organisation“ wird die Kirchen „überleben“?
    Dennoch: Team-Geist bringt Erfolg – wenn auch (vorerst) nur im Team!
    Gottes Segen möge uns begleiten.

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