Kirchen sind Auslöser für Gewalt
Georg Plank

Kirchen sind Auslöser von Gewalt

Sind Religionen generell und monotheistische Religionen speziell implizit gewalttätig? Diese Frage ist innerhalb verschiedener Wissenschaften eine lang andauernde und letztlich nicht vollständig geklärte Kontroverse.

Kann man also behaupten, dass Kirchen aufgrund ihres Missionsauftrages für gewalttätige Mittel besonders anfällig sind, ja oft die Quelle für gewaltsame Formen darstellen?

Historisch gibt es viele Belege dafür, dass der berühmte Missionsbefehl Jesu „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe!“ nicht nur fallweise, sondern systematisch für gewalttätige Formen von Missionierung und Kolonialisierung missbraucht wurde.

Doch spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist jegliche gewalttätige Form der Missionierung im Bereich der katholischen Kirche ausgeschlossen. Alle Päpste der letzten Jahrzehnte betonen, dass Missionierung immer die Freiheit des einzelnen Menschen und der Völker respektieren muss. Sie lehnen nicht nur physische, sondern auch psychische und spirituelle Formen der Gewalt absolut ab. Gleichzeitig haben sich alle Kirchen in den letzten Jahrzehnten immer stärker für den Frieden eingesetzt, sei es in politischen Auseinandersetzungen, in gesellschaftspolitischen Streitthemen oder im interreligiösen und ökumenischen Dialog.

Beispielhaft erwähne ich die große Vergebungsbitte von Papst Johannes Paul II zur Jahrtausendwende, die historisch einmalig und daher auch nicht unumstritten war. Papst Benedikt hat vieles versucht, um die großen Verbrechen des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche zu bekämpfen. Papst Franziskus hat viele bis dahin unerhörte Initiativen ergriffen, um den eskalierenden Konflikt zwischen der westlichen und der muslimischen Welt mit Friedensinitiativen zu entschärfen.

Über den Erfolg all dieser und vieler andere Initiativen kann man zu Recht diskutieren. Entscheidend ist, dass heutzutage klar ist: Kirchen und Religionen sind berufen, Friedensstifter zu sein und jegliche Form von Gewalt zu bekämpfen.

 

Hintergrund der aktuellen Blogstaffel:

Vor einigen Jahren beeindruckte und beeinflusste das Buch „Factfulness“ und die Stiftung „Gapminder“ meine Sicht der Welt und mein Denken über Probleme und deren Lösung.

In dieser Blogstaffel möchte ich einige Prinzipien dieses Buches auf die Kirche anwenden. Mit zehn simplen Beispielen soll aufgezeigt werden, dass auch in diesem Bereich wesentlich mehr Fortschritte erzielt werden konnten als von vielen wahrgenommen wird. Damit sollen Probleme und Rückschritte nicht geleugnet oder relativiert werden. Im Gegenteil, der Blick auf bereits Gelungenes soll Kraft und Kreativität auslösen, sich weiterhin lösungsorientiert und leidenschaftlich für Innovationen zu engagieren.

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Gründer Georg Plank veröffentlicht wöchentlich Impulse für mehr Innovationen in christlichem Spirit und freut sich über zahlreiches Feedback. In Zukunft planen wir weitere Blogs durch unsere Referenten und Ecclesiopreneure.

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