Klausuren als Gartenreisen
Georg Plank

Klausuren als Gartenreisen

Tausende Räte und Gremien werden in Gemeinden und kirchlichen Organisationen regelmäßig gewählt und für einen bestimmten Zeitraum beauftragt, sich mit pastoral-seelsorglichen oder mit Finanz- und Verwaltungsfragen zu beschäftigen. Damit ist eine hohe Verantwortung verbunden, die viele auch überfordert. Vor allem das Bewusstsein, wie soziale Systeme aufgebaut sind, wie sie funktionieren, welche komplexen Mechanismen Wirkkraft entfalten können und welche Formen der Kommunikation und Entscheidungsfindung hilfreich sein können, ist oft nur schwach ausgeprägt.

Es ist bekannt, dass ein gewisser Grad an persönlicher Vertrautheit, an Akzeptanz individueller Charaktereigenschaften und die Nutzung spezifischer Begabungen notwendig ist, damit Gremien gut und konstruktiv arbeiten können, auch wenn sie sich im Unterschied zu beruflichen Arbeitsteams relativ selten zusammenfinden.

Als Leiter der Katholischen Jugend Steiermark hatte ich im Rahmen des damaligen „Outdoor-Aktivitäten Projektes“ viele Erfahrungen gesammelt und neue Erkenntnisse gewonnen, die analog auch in anderen Kontexten hilfreich und inspirierend waren. Dabei spielten gruppendynamische Prozesse und handlungsorientierte Methoden verbunden mit intensiver Reflexion und Selbsterfahrung eine entscheidende Rolle.

Als eine Bekannte aus Jugendzeiten ein auf Gartenreisen spezialisiertes Reisebüro gründete, entstand die Idee, Startklausuren kirchlicher Gremien und Räte in eine solche Reise einzubetten.  Allein das gemeinsame Aufbrechen zu etwas Neuem hat ja einen gewissen Reiz. Gärten bieten zudem ein unglaublich stark wirkendes Ambiente für das Verständnis von Leben, von Wachstumsprozessen und von Wirksam- und Fruchtbarkeit. Sie sind wie Gleichnisse erschließbar, wenn es um ein grundlegendes systemisches Verständnis geht.

Aus der Idee schmiedeten wir bereits konkrete Konzepte. Pfarrgemeinderäte sollten eine (geschlossene) Gruppenreise aus dem Portfolio des Reisebüros buchen können. Ein abgespecktes Besuchsprogramm sollte Freiräume für intensive Reflexion ermöglichen, die durch eine:n geschulte:n Moderator:in oder Prozessbegleiter:in angeleitet würden. So könnten auf attraktive und effiziente Weise wesentliche ertragreichere Klausuren stattfinden als durch bloße „Sitzungen“.

Die Gründerin von Oliva Gartenreisen, die Biogärtnerin Angelika Ertl, ist heute nicht nur erfolgreich, sondern als TV-Gärtnerin weithin bekannt.

Aber langer Rede kurzer Sinn: Auch diese Idee landete auf meinem Ideenfriedhof. Ich halte sie aber nach wie vor für umsetzungswürdig. Denn zu viele Gremienmitglieder klagen regelmäßig über unprofessionelle Leitung, ineffiziente Methoden und demotivierende kulturelle Faktoren.

Vielleicht inspiriert diese „gestorbene“ Idee jedoch den einen oder die andere Leser:in, sodass sich daraus eine eigene Initiativen entwickelt: kreativ, kontextuell und fruchtbar?

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2 Kommentare
  1. Lieber Georg! Das ist eine super Idee! Und: Wie recht Du hast! Gott lässt in der Natur die Vielfalt wachsen. Diese Erleben tut den einen gut, den anderen ist es eine Herausforderung, weil sie diese nur schwer oder gar nicht ertragen können. Mögen uns alle Deine Impulse der Vielfalt zur Inspiration dienen. Liebe Grüße Kurt

  2. Lieber Georg,
    das ist eine sehr gute und interessante Idee. Da hab ich auch eine auf meinem Friedhof liegen … Als ich noch in der Pfarre als Pastoralassistent arbeitete war die Rede von (mehr) Zusammenarbeit mit den Nachbarpfarren – näherrücken – Synergieeffekten … aber die Angst vor Konkurrenz, andere könnten meine Schäfchen wegnehmen aber auch das wir werden unsere Eigenständigkeit verlieren, alles wird angeglichen etc. war sehr groß.
    Ich ging damals in der Millenniumcity ins Kino und genoss dort die Gastroszene – außen herum viele Kochlokale als Selbstbedienung – jedes in seiner Eigenständigkeit und Länderausrichtung, Preisgestaltung … – in der Mitte gemeinsamer Essensbereich mit gemeinsamem Geschirr- und Reinigungsservice … Ich wäre gerne mit den betroffenen PGRs dorthin Essen gegangen, damit sie das erleben wie Vielfalt, Eigenständigkeit und Gemeinsamkeit machbar ist … aber es wurde nichts daraus.

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