Georg Plank·Vor 2 Tagen ·2 min. Lesedauer
Von der Kontrolle zur Kultur
Wenn wir Kirche als komplexes System verstehen, verändert sich unsere Rolle als pastorale Verantwortliche. Statt "Manager" werden Führungskräfte zu "Gärtnern":...
Wie die Niederlande öffentliche Räume für ein gutes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer:innen gestalten, so können Kirchen ihre physischen und spirituellen Räume öffnen, ausschließende Schwellen verringern und so die Frohe Botschaft für immer mehr Menschen erfahrbar machen.
Ein Anfang sind niedrigschwellige Angebote, die keine theologischen Vorkenntnisse oder persönlichen Glauben voraussetzen. Dafür gibt es im Bereich der vielfältigen diakonischen Angebote aller Kirchen ein großes Vorbild, denn da ist es seit langem selbstverständlich, die Angebote für alle bereitzustellen. Die Vorgeschichte oder die persönliche Lebenseinstellung sind keine Voraussetzung für den Zugang zu caritativen Leistungen. Das Gleiche gilt für Tausende kirchliche Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen weltweit. In Ländern, wo Christ:innen in der Minderheit sind oder Missionierung verboten ist, bewirkt diese Haltung oft hohes Ansehen von Christ:innen und Kirchen.
Daher sollte dieses Mindset Vorbild für lokale Gemeinden sein, die gerade in westlichen Kulturkreisen seit Jahrzehnten schrumpfen. Ein Grund liegt darin, dass sie oft nicht merken, wie sie durch zunehmende „Milieuverengung“ viele Menschen und Gruppen de facto ausschließen.
Betrachten wir zum Beispiel die Kirchenmusik. Wer beachtet, dass unterschiedliche Genres kennzeichnend für bestimmte Milieus sind, wird darauf achten, eine gewisse musikalische Vielfalt zu fördern. Dann kann Kirchenmusik ein Herzensöffner für neue Zielgruppen sein, die biografisch und kognitiv wenig mit Glaube und Kirche anfangen können.
Denken Sie auch an Bildung, Naturerfahrung, Meditation, Gesundheit, Sport oder Reisen, um nur auf einzelne gesellschaftliche Trends zu verweisen. Wenn es in diesen Bereichen gelingt, vielfältige Formate, die unterschiedliche Lern- und Erfahrungstypen ansprechen, zu entwickeln, erschließen sich ganz neue Zielgruppen. Bewährt hat es sich, nicht in erster Linie etwas „für“ diese Menschen zu machen, sondern „mit“ ihnen gemeinsam Neues zu entwickeln.
So wie gut und sicher gestaltete Fahrradwege mehr Menschen zum Radfahren motivieren, können durchdachte kirchliche Strukturen und neue Formate mehr Menschen und neue Zielgruppen zur Beteiligung ermutigen:
Ein solcher Paradigmenwechsel bedeutet auch, die traditionelle Vorstellung von Mission zu überdenken. Es geht nicht primär darum, andere zu missionieren und sie zu Christen zu machen, sondern das eigene Christsein, den eigenen persönlichen Glauben so zu leben, dass andere den Mehrwert der Frohen Botschaft am eigenen Leib und im ganzen Leben heilvoll und begeisternd erleben.
Die niederländische Mobilitätskultur zeigt: Besser als einzelne Menschen verändern zu wollen ist es, Systeme so zu gestalten, dass sie das Beste in jedem Menschen hervorbringen. Eine Kirche, die sich als „Landeplatz für den Heiligen Geist“ versteht, schafft Räume, in denen unterschiedliche Menschen ihre von Gott geschenkten Gaben zum Wohle aller entfalten.
Dies entspricht auch der vom 2. Vatikanischen Konzil geforderten Rückbesinnung auf das Vorbild Jesu, der in jedem Menschen das göttliche Sein wahrgenommen und durch empathische Zuwendung und Liebe geweckt hat. „Alle Menschen versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte“, heißt es in Lukas 12,19.
Wie im niederländischen Verkehrssystem unterschiedliche Teilnehmer:innen gut koexistieren, können in einer lebendigen Kirche unterschiedliche geistliche Stile und Glaubensformen eine echte Bereicherung darstellen: Ziel sind vielfältige Gemeinden in einer pluralen Gesellschaft, die erleben: Bei aller Unterschiedlichkeit sind wir alle Töchter und Söhne eines liebenden Gottes. In Seinem Geist können wir die Welt liebevoll und heilvoll transformieren.
Gründer Georg Plank veröffentlicht wöchentlich Impulse für mehr Innovationen in christlichem Spirit und freut sich über zahlreiches Feedback. In Zukunft planen wir weitere Blogs durch unsere Referenten und Ecclesiopreneure.
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