Martin Grunwald
Georg Plank

Martin Grunwald: Homo Hapticus

Während meines theologischen Diplomstudiums weckte mein Lehrer in neutestamentlicher Exegese Peter Trummer mein Interesse an einer grundlegend neuen Lektüre der Evangelien. Damals schon wurde mir bewusst, dass die Inkarnation, also die Fleischwerdung Gottes, in erster Linie kein theologisch-philosophisches Konstrukt ist, sondern sich im Sein, Handeln und Lehren des Jesus aus Nazareth auffallend in starken und leidenschaftlichen körperliche Ausdrucksformen konkretisierte. In diesen Berührungen lag Heil.

Daher nahm ich mit gespannter Erwartung das Sachbuch „Homo hapticus“ – Gewinner des Wissenschaftsbuchpreises 2018 in der Kategorie Medizin/Biologie – des experimentellen Psychologen Martin Grunwald in die Hand. Vor allem der Untertitel hatte mich neugierig gemacht: „Warum wir ohne Tastsinn nicht leben können“ – Das klang jetzt ja doch etwas übertrieben …

Erstmals beschreibt Grunwald für ein breites Publikum, welch überragenden Einfluss der lange Zeit unterschätzte Tastsinn auf alle menschlichen Lebensbereiche hat.

Anschaulich und mit vielen Beispielen aus dem Alltag erzählt Grunwald, wie faszinierend die Millionen Berührungs- und Bewegungsmelder zusammenwirken, die unseren Tastsinn ausmachen. Mit Erkenntnissen aus Medizin, Biologie und Psychologie zeigt er, welch große biologische und psychologische Bedeutung Berührungen für Menschen aller Altersstufen haben, warum eine Umarmung mehr tröstet als tausend Worte, warum Massagen und Spaziergänge gegen Depression und Angst helfen, wie die Haptikforschung in Medizin, Erziehung und Bildung genutzt wird und warum wir mit warmen Händen bessere Chancen bei einem Bewerbungsgespräch haben.

Außerdem macht Grunwald deutlich, wie raffiniert unser Urteil durch die Haptik von Produkten manipuliert werden kann – und er warnt vor einer Welt voller kalter, gefühlloser Touchscreens.

Im Pfingstkalender 2021 haben wir 50 spannende Aspekte dieses Buches in kurzen Impulsen vertieft, nachzulesen unter https://pastoralinnovation.org/pfingstkalender/

 

Lesen Sie hier eine ausführliche Buchkritik der Wissenschaftsjournalistin Eva Eismann: https://spektrum.de/rezension/buchkritik-zu-homo-hapticus/1521309

 

Hintergrund der aktuellen Blogstaffel:

Wer ist nicht schon durch Bücher inspiriert worden, die formal total „fachfremd“ sind? Innovationstheoretisch ist dieser bewusste erweiterte Blick unter dem Slogan „thinking out of the box“ bekannt. Wir Menschen lernen eben nicht nur linear, sondern auch in Analogie. Wir sehen klarer durch den Kontrast.

In der aktuellen Blogstaffel stelle ich 10 Bücher vor, die für mich und meine Arbeit bereichernd sind, die aber zugleich zumindest in meinem Umfeld kaum bekannt sind.

Ich lade Sie ein: Welches Buch hat Sie inspiriert? Welches würden Sie weiter empfehlen?

Nutzen Sie dazu gerne die Kommentarfunktion – danke!

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