Andreas Weber
Georg Plank

Andreas Weber: Sein und Teilen

Auf diesen Autor bin ich durch einen Gastbeitrag in der Wochenzeitung DIE FURCHE gestoßen. Der an der Lüneburger Leuphana-Universität und an der Berliner Universität der Künste lehrende Schriftsteller und Journalist Andreas Weber tritt in seinen Arbeiten für eine „schöpferische Ökologie des Lebendigen“ ein, die er als „Biopoethik“ bezeichnet. Er drückt damit aus, dass sich humanes Dasein als ein Prozess der schöpferischen Verwandlung, Erfahrung, Bedeutung und Imagination darstellt. Er nimmt damit die philosophischen und anthropologischen Gedanken aus den Lebenswissenschaften auf.

In diesem Büchlein denkt er darüber nach, wie es gelingen kann, dass die Menschen human, gerecht, friedlich und menschenwürdig zusammen leben und sich weiter entwickeln können – angesichts einer Welt, die sich immer interdependenter, entgrenzender, globaler und digitaler entwickelt hat. Das führte bekanntermaßen zum „Ende der Gewissheiten“.

Weber formuliert dazu Visionen und Verdikte, ja ganz konkrete Nachweise, dass der Mensch nicht zum Egoisten, sondern zum Empathiker geboren ist. Klingt vertraut, oder? Wieder eine neue Perspektive auf ein Menschenbild, das auch für die jüdisch-christliche Offenbarung zentral ist. Es ist die einfache und selbstverständliche Erkenntnis, die sich in der Gedichtstrophe ausdrückt: „Lass mich Ich sein, damit du Du sein kannst!“. Und es ist der kategorische Imperativ, der sprichwörtlich fordert: „Was du nicht willst, das man dir tu´, das füg´ auch keinen andern zu!“ Klar, dass mir da sofort die Goldene Regel der Bergpredigt in den Sinn kommt.

Webers Conclusio lautet: „Ohne Teilen gibt es kein Sein!“. Dabei seien wir jedoch sofort bei der „moralischen Keule“, die hervorgeholt werde, wenn Wertvorstellungen und Verhaltenseinstellungen aufs Tablett kommen, und wenn Egoismus, Gier und Geiz der Kampf angesagt wird. Psycholog:innen freilich sind davon überzeugt, dass abweichendes Verhalten nicht mit dem erhobenen moralischen Zeigefinger bewältigt werden kann. Vielmehr komme es darauf an, sich mit den Wirklichkeiten des individuellen und gesellschaftlichen Daseins der Menschheit ehrlich auseinanderzusetzen und sie so zu verändern versuchen, dass das existentielle „Sei!“ zu einer Richtschnur für das alltägliche und gesellschaftliche Handeln werden kann.

Sucht man in den Reflexionen über Sein, Zeit und Humanum nach Schlüsselbegriffen, so finde man die „Lebenskraft“, die in allen individuellen, kulturellen und religiösen Existenzen in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen präsent ist.

 

Hintergrund der aktuellen Blogstaffel:

Wer ist nicht schon durch Bücher inspiriert worden, die formal total „fachfremd“ sind? Innovationstheoretisch ist dieser bewusste erweiterte Blick unter dem Slogan „thinking out of the box“ bekannt. Wir Menschen lernen eben nicht nur linear, sondern auch in Analogie. Wir sehen klarer durch den Kontrast.

In der aktuellen Blogstaffel stelle ich 10 Bücher vor, die für mich und meine Arbeit bereichernd sind, die aber zugleich zumindest in meinem Umfeld kaum bekannt sind.

Ich lade Sie ein: Welches Buch hat Sie inspiriert? Welches würden Sie weiter empfehlen?

Nutzen Sie dazu gerne die Kommentarfunktion – danke!

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