Warum ich ein stolzer kleiner Unternehmer bin
Georg Plank

Warum ich ein stolzer kleiner Unternehmer bin und meine Gründung liebe

Mit 50 Jungunternehmer! Ich gebe zu, am Beginn sah ich diesen Schritt eher als notwendiges Übel an. Erstens arbeitete ich sehr gerne als Angestellter im Kolleg:innenkreis meiner Heimatdiözese, zweitens genoss ich die finanzielle Sicherheit und drittens störten mich viele Kommentare nach dem Motto: Jetzt wirst du also ein (profitorientierter) Geschäftsmann!

Nun, zehn Jahre später, hat sich diese Sicht komplett gewandelt. Ich verstehe mittlerweile mehr von Wirtschaft und vom Wirtschaften, auch vom kaufmännischen Aspekt, der mir früher unvertraut und ehrlich gesagt auch nicht besonders wichtig gewesen war. Es musste sich halt irgendwie ausgehen.

Meine Hochachtung vor Unternehmer:innen ist gewachsen, vor ihrem Mut und ihrer Risikofreude, ein Unternehmen zu gründen, aufzubauen oder zu leiten, egal ob gemeinnützig oder profitorientiert. Man muss ständig an sich arbeiten, charakterlich, fachlich und nach meinem Verständnis auch geistlich. Darüber hinaus schaffen viele Unternehmer:innen Arbeitsplätze und sichern so die wirtschaftliche Basis für Wohlstand, Wohlfahrt und sozialen Frieden. Natürlich gibt es leider oft auch Profitgier, Ausbeutung und Ungerechtigkeiten, aber „abusus non tollit usum“!

Innerhalb der deutschsprachigen Kirchenwelt, in der ich mich unternehmerisch primär bewege, halte ich es mittlerweile für notwendig, dass angesichts der riesigen institutionalisierten und durch Kirchensteuer bzw. Kirchenbeitrag komplementierten „Tanker“ auch kleine wendige Boote unterwegs sind, die vom Wind, sprich vom Geist der Innovation und des Entrepreneurships angetrieben werden. Gerade in stürmischen Zeiten braucht es statt stattlicher Größe neue Beweglichkeit. Was lange als unumstößlich gegolten hat, trägt nicht mehr.

Ich nehme quasi einen gesellschaftlichen Klimawandel wahr, in dem die „ewigen“ Panzer aus Eis zu schmelzen beginnen. Wie bei der Gletscherschmelze leugneten viele kirchliche Verantwortliche lange, dass die Lage existenzbedrohend wird, weil lange Zeit nur die Dicke abgenommen hat. Aber nun beginnen die Rändern bröckeln. Rasch führen selbstverstärkende Prozesse zu einem fundamentalen Wandel. Dass in Deutschland die großen Kirchen unter 50% der Bevölkerung gerutscht sind, ist mehr als eine Kennzahl! In Österreich steht diese Schwelle für die katholische Kirche unmittelbar bevor.

Heißt das, man soll den Untergang des Bisherigen achselzuckend zur Kenntnis nehmen? Auf keinen Fall! Aber gerade große, massiv hierarchische Systeme wie die Kirchen könnten angesichts zunehmender Dysfunktionalität von „neuen Organisationen“ lernen, die eine völlig neue Körpersprache entwickeln. Diese sind meist sowohl erfolgreicher in ihren Zielsetzungen als auch anziehender für Menschen, die ihre Talente sinnvoll und wertstiftend einsetzen wollen.

Tauchen Sie also ein in die Welt von Kreismodellen wie Holo- oder Soziokratie, beschäftigen Sie sich mit „New Organizations“ oder „An Everyone Culture“ und Sie werden darin viel von dem finden, was ich unter christlichem Geist verstehe.


Foto: Marion Wenge, Zyklus CREDO zum Apostolischen Glaubensbekenntnis, https://www.marionwenge.de/

Marion Wenge wuchs im Münsterland auf und studierte Soziale Arbeit. Nach vielen Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Erwachsenenbildung wandte sie sich 2009 der Malerei zu.

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