Automatischer Kirchenrabatt
Georg Plank

Automatischer Kirchenrabatt

Durch die zunehmende Entfremdung, ja das gewachsene Misstrauen zwischen Kirchen und ihren Mitgliedern steigt die Anzahl der Menschen überproportional, die nicht mehr gewillt sind, den in Deutschland und Österreich vorgesehenen Pflichtbeitrag zu bezahlen.

Es gibt Möglichkeiten, zahlende Mitglieder einer Organisation zum Bleiben zu bewegen. Viele Menschen treffen diese Entscheidung nämlich in erster Linie kaum nach theologischen oder pastoralen Kriterien, sondern fragen sich ganz praktisch: „Was bringt mir eine Mitgliedschaft?“ beziehungsweise „Welche Nachteile hat es, wenn ich kein Mitglied bin?“

In Deutschland und Österreich sind von den Kennzahlen die großen Verkehrs- oder Mobilitätsclubs mit der evangelischen und der katholischen Kirche vergleichbar. Ein Blick auf deren Strategie könnte sich lohnen. Denn während vor einigen Jahrzehnten die Mitgliedschaft keine Voraussetzung für viele Dienstleistungen darstellte, wurde aufgrund des Gerechtigkeitsempfinden ihrer Mitglieder eine Anpassung vorgenommen. Seitdem ist transparent, welche Leistungen ausschließlich für Mitglieder kostenfrei oder zumindest kostengünstiger als für Nichtmitglieder sind. Offensichtlich empfinden das alle als fair. Geholfen wird zum Beispiel bei Pannen auf der Straße zwar noch immer allen Menschen, aber zahlende Mitglieder haben dabei einen finanziellen Vorteil.

Analog dazu sollten zahlende Mitglieder von Kirchen automatisch Vorteile und Gratifikationen genießen, auch und vor allem finanzielle. Eine Möglichkeit ist, allen zahlenden Mitgliedern bei Bezahlangeboten ihrer Kirche automatisch einen Rabatt in einer bestimmten Höhe zu gewähren. Wenn zum Beispiel eine Pilgerreise bisher pro Teilnehmer:in 1000€ kostete, würden zahlende Mitglieder hinkünftig bei beispielsweise 5 Prozent einen Rabatt von 50€ bekommen, bei 10 Prozent bereits 100€.

Unterschätzen Sie nicht, welchen Impact solche Maßnahmen hätten! Einerseits in Richtung zeitgenössisches Gerechtigkeitsempfinden, andererseits aber auch hinein in die Kultur von Kirchen und ihrer Organisationen. Unweigerlich würde nämlich der Anreiz steigen, passende Angebote für die konkreten Bedürfnisse heutiger Menschen zu entwickeln und nicht nur für die Minderheit kirchlicher Insider. Wie es gelingen könnte, solche Angebote nicht nur kundenorientiert zu gestalten, sondern durch sie herzlich und attraktiv spürbar werden zu lassen, worum es bei Glaube, Frohbotschaft und Kirche geht, sehe ich als Herausforderung für die Kreativität und Innovationskraft der vielen theologisch und pastoralen Profis, von denen unsere Kirchen im weltweiten Vergleich reichlich gesegnet sind.

Vielleicht inspiriert diese „gestorbene“ Idee jedoch den einen oder die andere Leser:in, sodass sich daraus eine eigene Initiativen entwickelt: kreativ, kontextuell und fruchtbar?

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