Rutger Bregman: Im Grunde gut
Kein Wort von Gott und dennoch gottvoll: Der Utopist Rutger Bregman begründet in seinem Buch, warum Menschen von Natur aus...
Lassen wir wieder den Autor von „Im Grunde gut“, Rutger Bregman, selbst zu Wort kommen: „Dies ist ein Buch über eine radikale Idee, die Machthabern seit Jahrhunderten Angst einjagt, gegen die sich unzählige Religionen und Ideologien gewandt haben. Über die die Medien eher selten berichten, deren Geschichte durch eine unaufhörliche Verneinung geprägt zu sein scheint. Gleichzeitig ist es eine Idee, die von nahezu allen Wissenschaftsbereichen untermauert, die von der Evolution erhärtet und im Alltag bestätigt wird. Eine Idee, die so eng mit der menschlichen Natur verknüpft ist, dass sie kaum auffällt.
Wenn wir den Mut hätten, sie ernst zu nehmen, würde sich herausstellen: Diese Idee könnte eine Revolution entfesseln. Die Gesellschaft auf den Kopf stellen. Wenn sie tatsächlich in unsere Köpfe vordränge, wäre sie vergleichbar mit einer lebens- verändernden Medizin, nach deren Einnahme man nie mehr in der gleichen Art und Weise auf die Welt blickt.
Worin besteht diese Idee? Dass die meisten Menschen im Grunde gut sind.“
Dann erzählt er von Tom Postmes, dem Professor für Sozialpsychologie in Groningen. Seit Jahren stellt er seinen Studenten immer die gleiche Frage: „Ein Flugzeug muss notlanden und bricht in drei Teile. Die Kabine füllt sich mit Rauch. Allen Insassen ist klar: Wir müssen hier raus. Was passiert?
Die Frage an seine Studierenden, aber auch an uns lautet: Auf welchem Planeten leben wir?
„Ungefähr 97 Prozent glauben, dass wir auf Planet B leben“, sagt Postmes. „Aber tatsächlich leben wir auf Planet A.“
Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Milieu die Befragten kommen. Selbst die bekanntesten Katastrophen der Geschichte spielten sich auf dem Planeten A ab. Nehmen wir den Untergang der Titanic. Wenn man den berühmten Film gesehen hat, glaubt man, dass alle in Panik gerieten (abgesehen von dem Streichquartett). Aber nein, es wurde nicht rumgeschubst oder -gezerrt. Ein Augenzeuge berichtete, dass es „keine Anzeichen von Panik oder Hysterie“ gab, „keine Angstschreie und kein Hin- und Hergerenne.“
Oder denken Sie an den 11. September 2001. Tausende von Menschen liefen geduldig die Treppen der Twin Towers hinunter, obwohl sie genau wussten, dass ihr Leben in Gefahr war. Feuerwehrleuten und Verletzten wurde der Vortritt gewährt. Viele Menschen reagierten auf die Katastrophe mit Sätzen wie: „Du zuerst bitte!“ Ist das nicht unglaublich?
Auch die Stadt New Orleans wurde während der Überflutung in Folge des Hurrikans Katrina nicht von Egoismus und Anarchie überflutet. Die Stadt wurde überspült von Mut und Nächstenliebe und entsprach damit dem wissenschaftlichen Bild, wie Menschen auf Katastrophen reagieren. Das Desaster Research Center hat seit 1963 auf der Grundlage von fast 700 Feldstudien festgestellt, dass, im Gegensatz zu Darstellungen in den meisten Spielfilmen, nach einer Katastrophe nie die totale Panik ausbricht und auch keine Welle des Egoismus aufbrandet. Die Zahl der Verbrechen Mord, Diebstahl, Vergewaltigung – nimmt in der Regel ab. Die Menschen bleiben ruhig, geraten nicht in Panik und handeln schnell. „Und egal, wie viel geplündert wird“, stellt einer der Wissenschaftler fest, „es verblasst immer im Vergleich zu dem weitverbreiteten Altruismus, der zu einem großzügigen und umfangreichen Geben und Teilen von Gütern und Diensten führt.“
Bregman: „In Notsituationen kommt das Beste im Menschen zum Vorschein. Ich kenne keine andere soziologische Erkenntnis, die gleichermaßen sicher belegt ist und dennoch gänzlich ignoriert wird. Das Bild, das in den Medien gezeichnet wird, ist dem, was nach einer Katastrophe tatsächlich geschieht, diametral entgegengesetzt.“
Foto: Ausstellung „Les journées photographiques de Léhon – Renaissance du vivant“ des Léhon Audio Photoclubs in der Bretagne im Sommer 2023
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