Klerikalismus umwandeln
Georg Plank

Klerikalismus umwandeln

In Kirchen gibt es eine spezielle Form des entwürdigenden und geringschätzenden Umgangs mit Menschen: den Klerikalismus. Ist dieser ein rein katholisches Phänomen? Papst Franziskus kritisiert massiv, wenn Priester oder Bischöfe primär an sich interessiert sind und nicht am Volk Gottes, zu dem sie gehören und für das sie da sind, dem gegenüber sie sich aber erhaben und überlegen zeigen.

Die folgende Begebenheit lässt diesbezüglich nichts an Klarheit vermissen: Papst Franziskus hatte neue Bischöfe bei einer Fortbildungsveranstaltung im Vatikan vor Autoritätsdünkel gewarnt. Der Klerikalismus zersetze die Gemeinschaft und schaffe eine „Spaltung im Leib der Kirche“, sagte er vor 74 neuen Oberhirten. Er betonte, dass jeder Bischof an der Seite der Schwächsten und derer in Gefahr stehen muss, und „nicht daran interessiert sein (darf), seinen guten Namen zu schützen“. Ausdrücklich mahnte Franziskus die neuen Führungskräfte, die Nähe zu den Menschen und den „Straßen der Welt“ zu suchen. Das Evangelium verkünde man „nicht im Sitzen, sondern unterwegs“. Komfortdenken und die Suche nach weltlichen Sicherheiten seien mit dem Aposteldienst nicht vereinbar.

Wie Balsam auf die geplagten Seelen von kirchlichen Erneuerungswilligen weit über konfessionelle Grenzen hinaus klingt sein Appell am Schluss seiner Ansprache: Das pastorale Handeln dürfe sich nicht auf am Schreibtisch entstandene Entwürfe stützen, sondern müsse sich im unermüdlichen Zuhören entwickeln. Der Heilige Geist spreche oft gerade durch einfache Menschen, so Papst Franziskus, auch im Blick auf den weltweiten synodalen Prozess.

Stoßen seine Appelle auf offene Ohren und Herzen? Wo sind die kühnen Vorschläge, die er einfordert, um mutig neue Wege und Gestalten von Kirche zu wagen?

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Ein Kommentar
  1. Klerikalismus unterliegt auch dem Wesen der momentanen Zeit. Individualisierung und damit Abgrenzung von anderen ist eine Wesen unserer Gesellschaft. Warum sollte dies nicht auch auf Männer im Klerikerstand Auswirkungen haben? Die zweite Seite ist die, wenn Gläubige eine „zu“ hohe Ehrfurcht und Bewunderung vor Priestern haben (Adorantentum), dann ist es auch nachvollziehbar, in der Position der Bewunderung sich gut zu fühlen. Dabei tritt oft ein Mangel an Kritikfähigkeit zu Tage, der den Klerikalismus, wie Papst Franziskus ihn bezeichnet, fördert. Wie bei fast allen Dingen in unserer Welt hat die Sache mindestens zwei Seiten. Jemand, der für andere da sein soll, macht sich unglaubwürdiger, wenn die meiste Zeit nur er selber im Mittelpunkt steht.

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