Menschen guten Willens
Georg Plank

Schlüssel Nr. 6: Menschen guten Willens

Im Apostolischen Schreiben „Laudate Deum“ über die Klimakrise wendet sich Papst Franziskus an „alle Menschen guten Willens“. Er setzt damit eine Tradition fort, die meines Wissens beim Zweiten Vatikanischen Konzil begonnen wurde. Die Kirche und Ihre Verantwortlichen wenden sich seitdem bei wichtigen gesellschaftspolitischen Themen nicht nur an die eigenen Mitglieder, sondern an alle Menschen, die an einer menschenwürdigen, gerechten und friedlichen Welt arbeiten wollen. Dahinter steckt ein neues Verständnis von Kirche als einer von vielen Playern innerhalb der großen und pluralen Menschheitsfamilie. Dass dieses Verständnis nach 60 Jahren noch immer auf interne Widerstände stößt, mag verwundern, ist aber im Blick auf die Rezeptionsgeschichte vieler Konzilien nichts Neues.

Der entscheidende Fortschritt liegt im Perspektivenwechsel. Es geht nicht mehr primär darum, die eigene Organisation, in diesem Fall die eigene Kirche, positiv zu entwickeln, sondern sich zu fragen, welchen Beitrag man für die großen Fragen und Probleme der Menschen und der ganzen Schöpfung leisten kann und muss. Man denkt konsequent von den Früchten her, von angestrebten Wirkungen. Dieser Perspektivenwechsel ist innovativ, weil er den Raum öffnet für bis dahin undenkbare Kooperationen und Partnerschaften.

So können und sollen Kirchen etwa bei Themen wie Klimakrise, globaler und lokaler Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung oder Menschenrechte nicht nur im Panorama der Ökumene zusammenarbeiten, sondern aktiv vielfältige Partnerschaften mit Menschen guten Willens und Organisationen ähnlichen Spirits suchen. Der Fokus auf Lösungen bei den vielen großen Problemen unserer Zeit erlaubt und erfordert Kooperationen trotz unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung, wie es am Beispiel des Treffens von Papst Franziskus mit der europäischen Linken, also den Kommunisten, neulich deutlich wurde.

Wo immer es Kirchen, Gemeinden oder christlichen Institutionen und Bewegungen gelingt, durch ihr Engagement einen aktiven und wirkungsvollen Beitrag für eine bessere Welt im Kleinen und im Großen zu leisten, wachsen automatisch Vertrauen, Anerkennung und tiefe Freundschaften. Auch wichtige, aber oft einseitig dominante innerkirchliche Streitfragen in allen Kirchen erscheinen dann plötzlich in einem anderen Licht.

Biblisch korrespondiert diese Haltung mit Jesu Aussage: „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“ (Markus 9,40)

 

Konstruktive Partnerschaften – das ist der Schlüssel Nummer 6.

 

Foto: Reise „Die Vielfalt des Omans erleben“ mit Weltweitwandern.

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Ein Kommentar
  1. Nicht nur im Großen, sondern auch auf der Ebene der Pfarre, ist der Pfarrer nicht nur für die Katholiken, sondern für alle da. Besonders bemerkbar, wenn es um soziale Hilfe (z.B. Flüchtlingsaufnahme in den Pfarrhöfen) geht, denn auf dieses Thema hat eine Pfarre/Pfarrer auch immer zu achten. Gesellschaftsverändernde und verbessernde Themen sind immer von Menschen abhängig, die einen guten Willen haben, darum sind sie der Weg, auf dem man unterwegs sein soll.

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