Sport für alle

Eine prägende Erfahrung machte ich als junger Absolvent der Theologie, als wir in unserem Praktikumsjahr mit dem damaligen Obmann der Diözesansportgemeinschaft zusammentrafen. Harry Krenn war von seiner Persönlichkeit ein „Driver“, ein Typ, der andauernd verrückte Ideen hatte, dafür auch andere begeistern konnte und nicht lockerließ, bevor seine Projekte auch umgesetzt waren. Damals wurde ich zum ersten Mal damit konfrontiert, dass Sport nicht nur etwas für gesunde, athletische Menschen ist, sondern für alle. Und bei Harry bedeutete das: Wirklich alle! Er initiierte sportliche Aktivitäten mit Menschen, die unter unterschiedlichsten körperlichen, geistigen oder seelischen Einschränkungen litten. Er machte Sport mit Häftlingen, mit Asylant:innen, mit Obdachlosen und viele andere damals ausgegrenzte Gruppen.

Seine Einstellung beschämte und faszinierte mich zugleich. Ich realisierte, was für eine präpotente Einstellung ich unbewusst hatte, wie sehr ich Menschen nach ihrem Aussehen oder ihrer Sportlichkeit beurteilte und behandelte, wie ich unreflektiert den Gedanken belächelte, mit „Behinderten“ Sport zu betreiben. Heute sind Gott sei Dank in der großen, weiten Welt des Sports Initiativen und Wettbewerbe für alle Menschen selbstverständlich. Sie gipfeln in den Paralympics, die immer in denselben Jahren wie die olympischen Winter- bzw. Sommerspiele stattfinden und mittlerweile eine ungeheure mediale Resonanz finden. Wer die unglaubliche Begeisterung bei den Sportler:innen, ihren Angehörigen und Betreuer:innen, aber auch bei den Zuseher:innen miterlebt, wird selbst angesichts der dahinter liegenden persönlichen Lebens- und Leidensgeschichten zutiefst berührt sein.

Der erfolgreichste österreichische Paralympics Teilnehmer Thomas Geierspichler schöpft aus dem Glauben die nötige Kraft und bekennt: „Gott ist in der Ruhe und der Stille. Die Balance, um brennen zu können, ist zu wissen, was deine Kraftquelle ist. Wenn du aus deiner eigenen Kraft heraus brennst, kannst du ausbrennen. Aber ich denke, dass meine Energie vom Unendlichen kommt, von Gott. Der Glaube an einen, der alles überwunden hat, gibt mir die Energie, Herausforderungen meistern zu können.“

Mit diesem Beispiel aus der profanen Sportwelt will ich zum wiederholten Male zeigen, dass der Geist tatsächlich weht, wo er will. Kirchliche Verantwortliche und Organisationen können sich daher von solchen Initiativen inspirieren lassen. Heute bin ich dankbar, in der Nachfolge und im Geiste von Harry Krenn eigene Akzente als ehrenamtlicher Obmann der Diözesansportgemeinschaft setzen zu dürfen. Im Oktober 2022 ist Harry nach einem erfüllten und hingebungsvollen Leben verstorben.