Pastoralinnovation Bonustext
Georg Plank

Das „Stockdale Paradox“

In seinem Buch „Good to Great“, das ich schon mehrmals zitiert habe, macht Jim Collins als einen der Hauptgründe für großartige Unternehmen und Organisationen ein vergleichbares Faktum aus. Die Führungskräfte solcher Organisationen nehmen unangenehme, ja deprimierende und niederschmetternde Fakten ohne Abstriche zur Kenntnis („they confront the brutal facts“). Zugleich jedoch verlieren sie nie den Glauben, dass Verbesserungen und Lösungen prinzipiell möglich sind. Collins beschreibt in diesem Zusammenhang das „Stockdale Paradox“ – benannt nach einem hochrangigen US-Admiral, der im Vietnamkrieg gefangen genommen wurde und im berüchtigten „Hanoi Hilton“ ohne Aussicht auf Befreiung jahrelang gefoltert und eingesperrt worden war. Stockdale war sich seiner schlimmen Situation voll bewusst. Er akzeptierte sie, entwickelte aber zugleich viele kreative Möglichkeiten, um sein Schicksal und das vieler isolierter Mitgefangener zumindest ein bisschen zu lindern. Nach seiner für ihn überraschenden Befreiung 1973 erholte er sich nicht nur von seinen unfassbaren Leiden, sondern teilte seine Erfahrungen bereitwillig. Was hatte ihm geholfen, nicht aufzugeben und damit unterzugehen? „Ich gab nie die Hoffnung auf, dass ich letztlich alles durchstehen würde. Im Nachhinein betrachtet, gelang es mir, diese schlimmen Erfahrungen so zu gestalten, dass ich sie – so unbegreiflich das klingt – niemals als Teil meines Lebens vermissen möchte!“, bekannte Stockdale später in vielen Interviews.

Übrigens, auf die Frage, welcher Typ von Gefangenen am ehesten zerbrochen ist, meinte Stockdale: die Optimisten! Diese Antwort mag auch aus Innovationssicht überraschen. Doch letztlich ist sie ein Beweis für die These dieses Kapitels, dass zu echter Innovation die Bereitschaft gehört, Fehler zu machen, Scheitern als Möglichkeit zu akzeptieren und aus jeder Krise etwas zu lernen. Optimisten im Hanoi Hotel waren zum Beispiel überzeugt davon, sie würden bis nächste Weihnachten freikommen. Wenn dann aber solche Hoffnungen immer und immer wieder enttäuscht wurden, verloren sie nicht nur ihren Optimismus, sondern auch ihren Glauben, ihre Hoffnung und damit Ihren Lebenswillen.

Bitte beachten Sie, dass weder bei Watzlawick noch bei Collins oder Stockdale von einem religiösen Glauben die Rede ist. Es geht Ihnen um ein Menschenbild, ja um eine bestimmte Anthropologie: Der Mensch als ein Wesen der Freiheit hat die Möglichkeit, in jeder Situation seines Lebens Entscheidungen zu treffen. Die Entscheidung lautet dann: Sehe ich das Schlechte nur negativ oder schaue ich genau hin, um eventuell auch Gutes im Schlechten zu entdecken und nutzen zu können?

Pastoralinnovation - das Buch

"Ich habe dieses Buch für alle geschrieben, die Kirche an alten und neuen Orten innovieren wollen - mit vielen konkreten Beispielen, erhellenden Hintergründen und überraschenden biblischen Inspirationen - in leicht verständlicher Sprache und nicht ohne Humor! Geeignet für haupt- und ehrenamtliche Engagierte, für alle Interessierten an christlich inspirierter Innovation und für alle, die als distanzierte Kritiker:innen Interesse daran haben, dass Kirchen die Gesellschaft glaubwürdig und positiv mitgestalten." - Georg Plank

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