Pastoralinnovation Bonustext
Georg Plank

Hat der „Herr der Fliegen“ recht?

Ein anschauliches Beispiel für das Gute im Menschen erläutert Bregman mit einem Buch, das wohl viele in der Schule als Pflichtlektüre kennengelernt haben: Das Buch „Herr der Fliegen“ des britischen Lehrers und Nobelpreisträgers William Golding aus dem Jahr 1951. Es erzählt von einer Gruppe Jugendlicher, die auf einer Insel stranden und dort innerhalb kürzester Zeit zu Bestien und Mördern werden. Es hat sich weltweit millionenfach verkauft und mit seiner sogenannten „realistischen Betrachtung von Kindern“ nachhaltige Wirkungen von der Pädagogik bis zur Politik erzielt. Tatsächlich ist es jedoch eine reine Fiktion, der Fantasie eines misanthropischen, depressiven und alkoholkranken Mannes entsprungen.

Im scharfen Kontrast zu dieser erfundenen Geschichte hatte sich ein ähnliches Ereignis mit ganz anderem Ausgang tatsächlich im Jahr 1965 in der Südsee zugetragen: Einige Jugendliche, Schüler eines englischen Internats auf der Insel Tonga, rissen mit einem gestohlenen Boot aus, gerieten in Seenot und landeten nach tagelanger Irrfahrt auf einer unbewohnten Felsinsel namens ’Ata. Als sie dort nach fünfzehn Monaten durch Zufall von der Besatzung eines vorbeifahrenden Schiffes gesichtet und aufgelesen wurden, zeigte sich, dass sie sich weder kannibalisiert noch kriminalisiert hatten. Im Gegenteil: Sie hatten deshalb überlebt, weil sie empathisch und kooperativ mit dieser lebensbedrohlichen Krise und aussichtslosen Situation umgegangen waren.

Der Clou ist: Kennen Sie diese reale Geschichte? Wahrscheinlich nicht, denn sie hat es bei weitem nicht zu jener Berühmtheit gebracht wie Goldings Roman. Dessen pessimistisches Menschenbild hat allerdings bis heute mächtige Fürsprecher:innen. Diese zynische Weltsicht, die bis in gängige Betriebswirtschaftslehren und politische Machttheorien hinein fortwirkt, hat nämlich viele Vorteile: Sie ist fatalistisch, selbstbestätigend, legitimiert Kontrolle und sichert den Machterhalt.  Bereits 1902 verfasste Pjotr Kropotkin, ein russischer Naturforscher und Gesellschaftstheoretiker mit seinem Buch „Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“ einen Gegenentwurf zum Darwinismus, der Ende des 19. Jahrhunderts längst auf die Sozial- und Wirtschaftswissenschaft übergegriffen hatte. Reduziert auf die Parole vom Dasein als „Krieg aller gegen alle“ sei Darwins Lehre zum „Glaubensartikel“ geworden, um die zeitgenössischen „Ausbeutungsgesellschaften“ zu rechtfertigen, schreibt Kropotkin. Darwins Grundsatz vom „survival of the fittest“ stellt er dabei nicht in Abrede, schaut aber genau hin, wer diese „fittest“ sind – also diejenigen, die sich den Anforderungen und Gefahren ihrer Lebenswelt am erfolgreichsten anpassen. Interessanterweise sind es keinesfalls diejenigen, die ruchlos nach ihrem persönlichen Vorteil streben, sondern alle, die sich am besten auf gegenseitige Hilfe verstehen. Wie das Prinzip des Einander-Unterstützens das Leben in all seinen Erscheinungsformen prägt und bedingt, legt Kropotkin sowohl für die „Tierwelt“ als auch für die „Menschenwelt“ dar.

Heute vertritt u.a. der Arzt, Psychotherapeut und Neurowissenschaftler Joachim Bauer ähnliche Thesen in seinem aktuellen Buch „Das empathische Gen“.

Pastoralinnovation - das Buch

"Ich habe dieses Buch für alle geschrieben, die Kirche an alten und neuen Orten innovieren wollen - mit vielen konkreten Beispielen, erhellenden Hintergründen und überraschenden biblischen Inspirationen - in leicht verständlicher Sprache und nicht ohne Humor! Geeignet für haupt- und ehrenamtliche Engagierte, für alle Interessierten an christlich inspirierter Innovation und für alle, die als distanzierte Kritiker:innen Interesse daran haben, dass Kirchen die Gesellschaft glaubwürdig und positiv mitgestalten." - Georg Plank

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