Jede:r Gärtner:in bemüht sich, den Humus zu verbessern in der Hoffnung, dass die Pflanzen dann besser wachsen und mehr Früchte bringen. In Lukas 13,8-9 ist vom Winzer die Rede, der um den unfruchtbaren Feigenbaum mit den Worten kämpft: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!“
Oft werde ich gefragt: „Was können wir tun, damit mehr Menschen in die Kirche kommen?“ Meine Antwort orientiert sich am Winzer, der sich um die Qualität des Bodens, also der Gesamtkultur kümmert und nicht am Feigenbaum selbst herumdoktert. Humus kann metaphorisch bedeuten: Wenn ein Gottesdienst spürbare Qualitäten aufweist wie eine gastfreundliche Atmosphäre, inspirierende Musik und eine lebensrelevante Predigt, wird das auch heute mehr Menschen anziehen, als wenn diese Qualitäten fehlen oder nur gelegentlich erfahrbar sind. Oder eine gut geplante und kompetent durchgeführte Sozialaktion wird eher zum Mittun motivieren als eine gut gemeinte, aber schlecht organisierte. Wohl vorbereitete Sitzungen werden eher talentierte Menschen zur Mitarbeit in Gremien überzeugen als irrelevante und langweilige Besprechungen. Solche Beispiele sind Ihnen sicher auch aus Ihrer Praxis geläufig.
„Neu im Sinne von besser“ – davon ist also auch in der Bibel durchgehend die Rede. Vom „Wähle das Leben“ zum „Leben in Fülle“, von den zahllosen Verheißungen der Befreiung und des Wachstums bis zur Botschaft der Auferstehung, von den Seligpreisungen bis zu den Früchten des Geistes – zahlreich sind die biblischen Bilder und Narrative vom oft jegliche menschliche Vorstellungskraft übersteigenden Erfolg trotz, ja oft angesichts von schmerzhaften Erfahrungen des Scheiterns.