Pastoralinnovation Bonustext
Georg Plank

Sind Hierarchien innovationsfeindlich?

Beim Thema „hierarchische Verfasstheit“ beschränken sich meine Erfahrungen zwar vorwiegend auf die katholische Kirche, aber meines Erachtens sind die folgenden Beobachtungen auch für andere stark pyramidale Systeme inspirierend.

Vereinfacht gesagt habe ich die Hierarchie in Bezug auf Innovationen meist so erlebt: Je weiter unten auf der hierarchischen Stufenleiter, desto größer war die Bereitschaft zum offenen Austausch und zum Voneinander-Lernen. Je höher auf der Leiter angesiedelt, desto stärker wurden die Schoten hochgezogen und dicht gemacht. Steile Hierarchien scheinen tendenziell das Voneinander-Lernen zu erschweren. Im Unterschied dazu ermöglichen „Lean management“ oder selbstorganisierte Systeme eher diesen lebendigem, offenen und vertrauensvollen Austausch. Je mächtiger, reicher und einflussreicher eine Person oder eine Organisation ist, umso größer ist die Gefahr, sich abzukapseln, andere als unwichtig und irrelevant abzuwerten und in die Abwärtsspirale einer Misstrauenskultur zu geraten.

Müssten es folglich nicht viele als eine gute Nachricht empfinden, dass die Coronapandemie den Trend zur Relativierung von hierarchischen Systemen verstärkt hat? Menschen in meinem Alter und darüber (ich bin Jahrgang 1963 und durfte den Reformpapst Johannes XXIII noch zehn Tage „erleben“, was für meine Biografie und Kirchenengagement eine große symbolische Bedeutung hat) haben diese Relativierung wohl zu ihrer Lebenszeit intensiv am eigenen Leib erlebt.

Der Wertewandel der letzten Jahrzehnte, der Einfluss von Massenmedien, die zunehmenden politischen Rechte für alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts, Kultur oder Orientierung, und nicht zuletzt die umfassende Digitalisierung sind an keinem Menschen spur- und folgenlos vorübergegangen.

Selbst überzeugte und praktizierende Katholik:innen lächeln müde, wenn es zum Beispiel heißt, dass aufgrund der Lockdowns 2020 die „Sonntagspflicht“ (zum „Messbesuch“) hochoffiziell aufgehoben wurde. Oder sie seufzen frustriert auf, wenn zum wiederholten Mal betont wird, dass sexuelle Handlungen außerhalb der Ehe in jedem Fall eine schwere Sünde darstellen. Oder sie ballen wütend die Fäuste, wenn trotz des zusammenbrechenden, klerikal zentrierten Pfarrsystems die Leitung durch nicht geweihte Laien zum wiederholten Male strikt verboten wird – und das angesichts Tausender Männer und Frauen mit äquivalenter theologischer Bildung, die ich daher konsequent als „Laienprofis“ bezeichne. Weder die Ausdünnung der Gemeinden noch überforderte Pfarrer noch in andere Bereiche ausweichende geeignete Mitarbeiter:innen scheinen eine augenöffnende Wirkung bei denen zu haben, die gegen alle Vernunft sich gegen die Wirklichkeit des Endes der konstantinischen Formation von Kirche stemmen.

Auf mich wirkt das wie das oft peinliche und letztlich destruktive Verhalten von Eltern, die ihre erwachsenen Kinder durch finanziellen oder moralischen Druck zu ihnen gemäßem Verhalten zwingen wollen.

Pastoralinnovation - das Buch

"Ich habe dieses Buch für alle geschrieben, die Kirche an alten und neuen Orten innovieren wollen - mit vielen konkreten Beispielen, erhellenden Hintergründen und überraschenden biblischen Inspirationen - in leicht verständlicher Sprache und nicht ohne Humor! Geeignet für haupt- und ehrenamtliche Engagierte, für alle Interessierten an christlich inspirierter Innovation und für alle, die als distanzierte Kritiker:innen Interesse daran haben, dass Kirchen die Gesellschaft glaubwürdig und positiv mitgestalten." - Georg Plank

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