Pastoralinnovation Bonustext
Georg Plank

Warum wird Widerstand negativ bewertet?

Der Umgang und die Bewertung von Widerständen hat meist individuelle biografische Gründe. Nur durch konsequente Reflexion meiner Motive und meines Verhaltens, oft auch mit Hilfe guter Kolleg:innen, ehrlicher Freund:innen oder kompetenter Berater:innen, kann ich diese Haltungen und daraus resultierende Verhaltensmuster immer besser wahrnehmen, deuten, und Schritt für Schritt ändern. Erst dann kann ich die vielen Möglichkeiten entdecken, das Phänomen Widerstand zu sehen und zu bewerten. Darunter sind dann auch positive und konstruktive Varianten. Denken Sie zum Beispiel an die berühmten Trotzphasen in der Entwicklung eines Kindes. Oft steckt dahinter der unbändige, nahezu triebhafte Wunsch eines kleinen Menschenwesens, sich nicht helfen zu lassen, sondern etwas selbst zu probieren – egal, ob es klappt oder nicht.

Ich habe oft erlebt, dass ich selbst und viele Erwachsene sich manchmal ähnlich verhalten. Ist es nicht grundsätzlich positiv, wenn Leute sich nicht als Erfüllungsgehilfen ihrer Vorgesetzten begreifen, sondern Aufgaben und Herausforderungen eigenständig und selbstständig lösen wollen? Kann Widerstand in so einem Fall nicht auch eine mehr oder weniger offene Kritik an meinem dominanten Verhalten sein? Natürlich lässt sich feststellen: Je steiler die Hierarchie in einem System ist, umso eher empfinden die Menschen in den oberen Rängen Widerstand als Problem, als Ungehorsam oder sogar als Majestätsbeleidigung. In politischen Systemen führt das dazu, dass Diktatoren und Tyrannen (mir sind keine Frauen bekannt) sich immer stärker abkapseln und daher keine Möglichkeit mehr haben, zu erfahren, was sich ihre Mitarbeiter:innen und selbst die engsten Verbündeten wirklich denken. Das ist historisch betrachtet meistens der Anfang vom schrecklichen Ende. Vermutlich lässt sich diese Entwicklung aktuell bei den Präsidenten von Russland und China beobachten.

Aber es fängt viel früher an. In autoritären Familiensystemen, leider oft gut gemeint von streng religiösen Eltern, herrscht dann oft eine Kultur des Misstrauens, des peinlichen Schweigens und des nicht Aussprechen-Könnens. Alles, was negativ bewertet wird, ob es kleine Missgeschicke wie eine zerrissene Hose oder ein verschüttetes Getränk sind, oder ungebotenes aggressives oder nicht akzeptiertes sexuelles Verhalten, was auch immer es ist: Es wird unter den Teppich gekehrt und möglichst lange totgeschwiegen, immer unter dem Damoklesschwert der Angst, doch noch aufgedeckt und bestraft zu werden. Sie können sich vorstellen, welch schwerwiegende psychische und soziale Auswirkungen das haben kann. Es ist mir bis heute schleierhaft, wie sich trotz des Vorbilds der Heiligen Familie von Nazareth eine schwarze Pädagogik und gewaltsame Erziehungsmethoden gerade in christlichen Familien so stark ausbreiten konnten, und das bis in die heutige Zeit!

Pastoralinnovation - das Buch

"Ich habe dieses Buch für alle geschrieben, die Kirche an alten und neuen Orten innovieren wollen - mit vielen konkreten Beispielen, erhellenden Hintergründen und überraschenden biblischen Inspirationen - in leicht verständlicher Sprache und nicht ohne Humor! Geeignet für haupt- und ehrenamtliche Engagierte, für alle Interessierten an christlich inspirierter Innovation und für alle, die als distanzierte Kritiker:innen Interesse daran haben, dass Kirchen die Gesellschaft glaubwürdig und positiv mitgestalten." - Georg Plank

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