Wie leicht ich pharisäisch handle
Georg Plank

Wie leicht ich pharisäisch handle und was mir dagegen hilft

Hinter meiner Entscheidung vor zehn Jahren, das dritte Drittel meines Berufslebens der Gründung von Pastoralinnovation zu widmen, stand der innere Drang, meine Erfahrungen und mein Knowhow breiter verfügbar zu machen. Ich wollte nicht nur in einem kirchlichen System arbeiten, sondern wie ein Geburtshelfer für alle Kirchenengagierten im deutschsprachigen Raum zur Verfügung stehen, die innovieren wollen, es aber nur unzureichend können. Dass dabei die Kombination von geistlichem Fundament, theologischer Begründung und fachspezifischen Innovationstools überdurchschnittliche Wirkungen entfalten kann, hatte ich seit meiner Jugend immer wieder erlebt.

Schnell musste ich erfahren, dass erstens wenige auf jemanden wie mich gewartet hatten (auch wenn sie einen wie mich meiner Einschätzung nach dringend benötigten …), und dass zweitens in meiner Vision eine starke Gefährdung zum Pharisäismus lag. Ich trat ja mit dem Anspruch auf, ein Experte zum Thema Innovation in Kirchen zu sein, und daher mehr zu wissen und mehr zu können als der Durchschnitt. Somit sei ich auch berechtigt, dass meine Dienste in Anspruch genommen und fair remuneriert werden. Bis heute lege ich Wert darauf, nicht schlechter behandelt zu werden als etwa ein:e gute:r Handwerker:in oder ein:e kompetente:r IT-Berater:in.

Gott sei Dank entdeckte ich durch trial and error schnell, dass mein gesundes Selbstbewusstsein einen Gegenpol erforderte: Demut angesichts der Komplexität von Realitäten sowie der schieren Menge an Forschung und Knowhow und darauf aufbauend Respekt vor den konkreten Menschen, mit denen ich im Rahmen meiner vielfältigen Aufträge in eine Beziehung treten durfte.

Auch wenn ich in manchen Themenbereichen mehr wusste oder aufgrund meiner Forschungen schneller analytische Prinzipien erkannte, hieß das noch lange nicht, dass ich besser war, wenn es um die konkrete Situation vor Ort ging. Nein, die konkreten Erfahrungen meiner Partner:innen, ihre Meinungen und Reflexionen und v.a. ihr intuitives Wissen und Fühlen spielten immer eine wesentliche Rolle in der Suche nach innovativen Möglichkeiten und im Entwickeln zukunftsorientierter Wege.

Dass diese gemeinsame Suche auch unangenehme Widerstände, harte Diskussionen und manchmal auch schmerzvolle Ablehnung einschloss, hat mir letztlich immer geholfen, die Versuchung zum Pharisäismus zu erkennen und ihr nach besten Kräften zu widerstehen.


Foto: Marion Wenge, Zyklus CREDO zum Apostolischen Glaubensbekenntnis, https://www.marionwenge.de/

Marion Wenge wuchs im Münsterland auf und studierte Soziale Arbeit. Nach vielen Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Erwachsenenbildung wandte sie sich 2009 der Malerei zu.

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